Wandern


Was macht der DAV?


Der Deutsche Alpenverein (DAV) wurde 1869 gegründet. Heute hat er rund 1 Mio. Mitglieder, die in 350 lokalen Gruppen, den Sektionen, organisiert sind. Er vereint Menschen, die die Berge lieben.

Der Verein setzt sich für den Bergsport und den Naturschutz gleichermaßen ein. Er fördert den bewussten Umgang mit den weltweiten Bergregionen. Dazu zählen nicht nur die Alpen oder andere Hochgebirge wie die Anden oder der Himalaja, sondern auch die deutschen Mittelgebirge und Felsen im Flachland oder in Küstenregionen.


Der DAV sorgt u. a. für die Einrichtung und Erhaltung von Klettersteigen.
© DAV/Hans Herbig

Es geht dem DAV darum, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, sich sportlich in den Bergen verwirklichen zu können. Die wichtigsten Bergsportarten sind dabei das Wandern, Klettern, Skifahren oder Mountainbiken sowie alle jeweils dazugehörigen Teildisziplinen. Um dieses Ziel zu erreichen, schafft und erhält der DAV die Infrastruktur in den Bergen durch Wege, Routen, Pisten und Hütten etc.

Andererseits fordert der DAV seinen Mitgliedern den verantwortungsvollen Umgang mit der schützenswerten Natur ab. Der persönliche Freiraum der Menschen wird also vom bewussten Umgang mit den Bergregionen begrenzt. Der DAV informiert deshalb über Umweltthemen, fördert Naturschutzprojekte und betreibt Öffentlichkeitsarbeit. Der Verein setzt sich auch aktiv für den Erhalt unberührter Bergregionen ein.

Das Hüttenwesen ist ein Grundpfeiler des DAV.
© DAV/Thilo Brunner

Sicherheit in den Bergen ist ein weiterer wesentlicher Pfeiler des DAV. Neben ständig aktualisierten Wetterberichten und Lawinenreports arbeitet der Verein intensiv an der Weiterbildung seiner Mitglieder. Es können Kurse zu allen in den Bergen sicherheitsrelevanten Themen besucht werden. In Sportkursen werden außerdem die Fähigkeiten der Mitglieder in den einzelnen Disziplinen ausgebaut.

Darüber hinaus erhebt der DAV den Anspruch, die führende deutsche Informationsquelle zu Bergsport und Alpinismus zu sein. Alle Informationen werden aktuell gehalten. Außerdem gibt es diverse Publikationen zu alpinistischen Themen.

Habt ihr auch eine Frage zu irgendeinem Outdoor-Thema? Dann immer her damit! Schreibt an outdoortraum@gmail.com.


Ich möch zo Foß noh Kölle jonn!



Der Wanderführer zum Rundweg
© textwelten
Wer sagt denn, dass man in einer Großstadt nicht wandern kann? Mann kann, und zwar ziemlich gut. Bestes Beispiel: der Kölnpfad. Auf elf Etappen umrundet der Wanderweg die Rheinmetropole. Stolze 171 Kilometer ist der Rundwanderweg insgesamt lang.

Das Praktischste daran: Jeden Ausgangspunkt kann man von Köln aus bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.








Weiden am Waldrand – auch das ist Köln.
© textwelten


Der Kölnpfad wurde 2008 vom Kölner Eifelverein eingerichtet. Die Ideengeber hatten beim Streckenverlauf ganz offensichtlich den Anspruch, die grünen Seiten Kölns zu betonen. So geht der Weg zwar abwechslungsreich durch Wohngebiete, Industriebauten und über die Autobahn hinweg, immer aber auch durch Wald, Parks, den Grüngürtel und am Rhein entlang. Man glaubt kaum, wie viel Natur die Millionenstadt am Rhein bereithält! So ist es sehr überraschend, wenn man auf Kölner Stadtgebiet plötzlich weidenden Kühen gegenübersteht oder sich in der ausgedehnten Wahner Heide fernab von aller Zivilisation glaubt.



Einmal über die Autobahn –
das gehört beim Kölnpfad dazu.

© textwelten





Mitten durch den Wald. Wo ist der Dom?
© textwelten
Köln hat viele Gesichter und der Kölnpfad zeigt ein paar unbekanntere davon. Die Strecke lohnt sich! Der Wanderweg ist überall sehr gut ausgeschildert. Man folge einfach dem weißen Kreis auf schwarzem Grund. Die Etappenlängen betragen zwischen 9 und 22 Kilometer und sind gut zu bewältigen. Da der Pfad so gut wie kein Gefälle aufweist und meist auf breiten Wegen verläuft, eignet sich die Wanderung auch für Senioren oder Kinder. Meistens kann man sogar einen Kinderwagen mitnehmen. Unterwegs gibt es immer wieder Sehenswürdigkeiten zu entdecken, so etwa römische Wasserleitungen, Schlossanlagen , Kirchen oder die Forts rund um die Stadt. 


Die Markierung: Der Weg ist immer
sehr gut ausgeschildert.

Der Kölnpfad ist also als Wochenendausflug zu empfehlen und macht es Kurzentschlossenen leicht, den ersten Schritt zu tun. Man steigt einfach in die Bahn, wird an entsprechender Stelle wieder ausgespuckt und dann geht es los. Kein Herumfahren mit dem Auto, kein Planen, einfach nur wandern.








Vom Wandern und vom Schreiben




In der Natur gib es viel zu entdecken –
und zu beschreiben.

© textwelten
Im Rahmen der Blog-Wichtel-Aktion meines wunderbaren Netzwerks texttreff habe ich meine Kollegin Klaudia Zotzmann-Koch gezogen und einen Text für ihr Vienna Writer's Blog geschrieben. Es geht natürlich wieder um ein Draußen-Thema, diesmal um den Zusammenhang von Wandern und Schreiben. Nachzulesen ist das Ganze hier.









Frischluft für Berliner: Das Tempelhofer Feld



Oha, da wurde ich doch bei der diesjährigen Blogwichtel-Aktion im Texttreff dem Outdoortraum-Blog zugelost – was schreib’ ich denn als Stubenhockerin und seit fünf Jahren Großstadtpflanze in Berlin dazu? Klettern und Wandern sind ja auch nicht so meins … Aber dann fragte Henrike, wohin denn die Berliner fliehen, wenn sie der Berliner Luft entkommen wollen, und ich dachte: Wieso sollten wir fliehen wollen? Hier gibt es so viele Parks und riesige Grünanlagen (Tiergarten, Hasenheide, Botanischer Garten, Görlitzer Park, Mauerpark, Britzer Garten, Gärten der Welt, Schlosspark Charlottenburg …) und außerdem ist Berlin mit 20.000 bis 30.000 verschiedenen Tierarten die artenreichste Großstadt Europas. Also stelle ich hier eben das ehemalige Flughafengelände vor, auf dem sich jetzt das „Tempelhofer Feld“ befindet, schließlich tummeln wir uns da immer, wenn uns der Sinn nach „Outdoor“-Aktivitäten steht.

Tempelhofer Park
© 
www.thf-berlin.de
Seitdem der Flughafen Berlin-Tempelhof im Jahr 2008 den Betrieb eingestellt hat, entwickelt sich das Gelände mehr und mehr zum Freizeitparadies für frischlufthungrige Berliner. Im 18. Jahrhundert noch Ackerfläche, wurde das zwischen Schöneberg und Tempelhof gelegene Feld seit 1722 als Parade- und Exerzierplatz sowie als Manövergelände genutzt. 1830 entstand auf einem Teil eine Pferderennbahn, die jedoch bald der Eisenbahn weichen musste. Parallel dazu entspannten sich hier aber auch schon frischlufthungrige Berliner beim Picknick und legten zahlreiche Spielfelder an, auf denen auch der älteste noch existierende Fußballverein Deutschlands, die BFC Germania 1888, seine ersten Spiele bestritt.

Ab 1883 wurde auf dem Tempelhofer Feld Luftfahrtgeschichte geschrieben und 1922 entstand dann der Flughafen Berlin-Tempelhof, der 2008 endgültig aufgegeben wurde.

Das heutige Tempelhofer Feld liegt in den Berliner Ortsteilen Neukölln und Tempelhof auf der Teltowhochfläche und umfasst 355 Hektar des ehemaligen Flughafengeländes, womit er gleichzeitig der größte Stadtpark Berlins ist. Es wurde am 8. Mai 2010 eröffnet und ist über zehn Eingänge zu erreichen.

Fahrradfahrer im Tempelhofer Park
© Robert Aehnelt
Dank der zahlreichen ehemaligen Start- und Landebahnen findet sich hier mitten in der Stadt ein Paradies für Fahrradfahrer und Skater und auch Läufer kommen auf ihre Kosten. Es gibt Basketballplätze, man spielt Boccia, Wikingerschach, Federball oder kickt einen Fußball durch die Gegend.

Basketballspieler im Park
© Kerstin Fricke
Gerade im Sommer herrscht auf dem Feld Hochbetrieb und in den drei Bereichen, in denen das Grillen erlaubt ist, muss man hin und wieder etwas suchen, bis man noch einen freien Platz findet. Manchmal sieht man schon aus der Ferne die Rauchschwaden der zahlreichen Grills …
Grilldunst über dem Park

© Kerstin Fricke

Natürlich kann man auf den vielen Rasenflächen auch einfach nur ein Picknick machen oder sich im Biergarten oder auf der Wiese entspannen. Aufgrund des unglaublich großen Geländes (etwa so groß wie 700 Fußballfelder) hat man oft nicht das Gefühl, überhaupt noch in der Stadt zu sein, und tritt sich nicht gegenseitig auf die Füße.

©Stefanie Renner
Außerdem sollte nicht unerwähnt bleiben, dass hier zahlreiche geschützte Pflanzenarten wachsen, die Wiesenflächen den Lebensraum für viele seltene oder gefährdete Tierarten, wie beispielsweise den Neuntöter und die Feldlerche, darstellen und es mehrere Schutzzonen gibt, die ganzjährig oder zu bestimmten Jahreszeiten nicht betreten werden dürfen.

Ferner sind hier die unterschiedlichsten Pionierprojekte entstanden, wie beispielsweise mehrere Garten- und Jugendprojekte und das „nuture Mini Art Golf Berlin“, bei dem ökologische Zukunftsfragen mit einer Minigolfanlage kombiniert wurden.


Abendstimmung in Berliner Natur
© Kerstin Fricke

Und wenn man dann nach einem schönen Sommertag, nach dem Drachensteigen im Herbst oder dem Schneemannbauen im Winter bei Sonnenuntergang von den Ordnungskräften gebeten wird, den Park zu verlassen, hat man jede Menge Frischluft und Energie getankt (und hoffentlich seinen Müll wieder mitgenommen).


© Denise Haas


Zur Autorin: Kerstin Fricke lebt und arbeitet seit 2009 in Berlin, wo sie Bücher, Comics, Apps und Computer-/Videospiele übersetzt und lektoriert und somit ihre Hobbys zu ihrem Beruf gemacht hat. Daher sitzt sie meist vor dem Rechner und treibt sich oft im Internet herum, wo sie auf ihrer Webseite www.kf-uebersetzungen.de von neu erschienenen Werken berichtet und auf pbcat.wordpress.com aus ihrem Arbeitsalltag plaudert und allerlei Nerdkram postet.  











Watzmann-Überschreitung: Wo ein Wille ist, ist auch ein 12 Stunden langer Weg




Atemberaubender Ausblick auf dem Watzmann
©Annette 




Lisa schreitet munter voran.
©Annette 











Lisa Graf-Riemann hat sich einen Traum erfüllt: Gemeinsam mit ihrer Tochter und zwei Freundinnen hat sie den Watzmann überstiegen. Für diese anspruchsvolle Tour hat sie viel trainiert. Wie beeindruckend das Erlebnis dann aber war, darauf konnte sie kein Training vorbereiten. Im Blog Berchtesgadener Land berichtet sie selbst von der Watzmann-Überschreitung (unbedingt lesen!). Im Interview hier beantwortet sie ein paar Fragen zu dieser tollen Unternehmung.



Die Tour im Panorama
©Lisa Graf-Riemann


Wie kamst du auf die Idee, den Watzmann zu übersteigen?
Der Watzmann ist der Berchtesgadener Hausberg. Er steht jetzt seit fast sieben Jahren vor meiner Nase und ich war auch schon einmal auf seinem höchsten Gipfel, der Mittelspitze (2.713 m). Nur die Überschreitung aller 3 Gipfel hatte ich mir bisher nicht zugetraut.



©Annette

Was hat dich daran besonders gereizt?
Die Ausdauerleistung und der Grad der Ausgesetztheit sowie der nötigen Kletterfähigkeiten. Alle drei Aspekte kommen bei der Überschreitung zusammen. Man muss fit für alles sein, sonst geht’s nicht.
Gut, wenn man klettern kann.
©Annette 


Ganz schön ausgesetzt ...
©Annette 

Das Watzmannhaus: 
über den Wolken oder doch am Meer?
©Lisa Graf-Riemann
Die Tour wird normalerweise in zwei Tagen gegangen. Warum wolltet ihr es unbedingt an einem schaffen?
Nein, wollten wir gar nicht. Wir haben auch im Watzmannhaus übernachtet und sind dann aufgestiegen, haben die Überschreitung gemacht und sind ins Wimbachgries abgestiegen.




Immer weiter rauf
©Annette 
Wie hast du dich vorbereitet?
Ich bin seit April mehrere, auch lange Bergtouren für die Ausdauer gegangen. Dazu ca. 3 x wöchentlich Radfahren und fürs Muskeltraining und die Beweglichkeit 1 x wöchentlich Pilates und Zumba. Zum Klettern und für ausgesetztes Terrain: Klettersteige gehen (Mannlgrat hinüber zum Hohen Göll 2x, Grünstein Klettersteig, B/C).

Was war auf der Wanderung für dich die größte Herausforderung?
Zunächst einmal das Tempo mitzuhalten. Ich war die älteste und auch die langsamste Bergaufgeherin. Das wusste ich vorher. Glücklicherweise hatten wir stabiles Wetter, sodass wir keinen Gewitterstress oder Ähnliches bekamen. Wir sind um 5 Uhr aufgestanden und wollten eigentlich um halb 6 los, haben dann aber doch getrödelt und kamen erst um 6 Uhr los. Aber das Wetter hat gehalten, alles im grünen Bereich. Und ich war zwar ein bisschen langsamer, aber ich habe die anderen nicht richtig aufgehalten.

Die kleinen roten Männchen arbeiten sich den Berg hoch.
©Lisa Graf-Riemann
Angst hatte ich auch ein bisschen vor der Kletterei und vor den Stellen, die nicht seilversichert sind. Auf einem schmalen Grat ohne Seil rief mir Karin, die als Erste ging, zu, ich solle auf allen Vieren rüberkriechen – rechts ging es 1.800 Meter die Ostwand hinunter, links war es auch ziemlich luftig -, aber ich hab sie nicht verstanden, richtete mich auf und ging ganz cool aufrecht hinüber. Sie sagte mir hinterher, ihr sei das Herz fast stehengeblieben, als sie mich so sah. Das war sozusagen meine „Free Solo“-Stelle.

Ich bekam schon ein wenig Angst, als ich zum Beginn die ganze vor mir liegende Strecke betrachtete, die kleinen roten Männchen, die sich den Grat hinauf- und hinunterarbeiteten bis zur Südspitze. Ich nahm mir vor, mich nur auf die jeweils nächsten 3 bis 5 Meter zu konzentrieren und einfach einen Fuß vor den nächsten zu setzen, ohne an die ganze Strecke zu denken. Und das half mir.

Ich würde von mir nicht sagen, dass ich absolut schwindelfrei bin. Aber mir wird nicht schwindelig, wenn ich runterschaue. Das wäre auch gefährlich. Stolpern darf man da oben einfach nicht.

An welchen Moment denkst du besonders gern zurück?
Das berühmte Felsloch
©Annette 
Zum Beispiel als ich auf dem Weg zur Mittelspitze an dem Felsloch vorbeikam, das mir bei meiner ersten Tour so Angst gemacht hatte. Damals pfiff der Wind durch das Loch und ich hatte die Vorstellung, er würde mich mitnehmen und da hinunterwehen. Doch dieses Mal, ohne Wind, im stabilen Sonnenschein, machte mir die Stelle fast nichts aus. Wir machten sogar noch ein Foto an der Stelle. Die anderen waren fast ein bisschen enttäuscht: „Und das ist jetzt das gefährliche Loch, von dem du uns erzählt hast?“ 

Aber die Schlüsselstellen der einen können eben ein Klacks für die Nächste sein – und umgekehrt.

©Lisa Graf-Riemann

Herrlich war der erste Blick die Ostwand hinunter zur Eiskapelle, einem Schneefeld, das von den Lawinen gespeist wird, die im Winter abgehen, und den ganzen Sommer über liegenbleibt. Der durchfließende Eisbach schafft einen Hohlraum, der wie eine Kapelle mit einer Kuppel aus Eis und Schnee aussieht. Der Bach mündet auf der Halbinsel St. Bartholomä in den grünen Königssee. Das ist wirklich eine bombastische Szenerie.


Der Abstieg geht in die Knie.
©Lisa Graf-Riemann
Hast du Tipps für Nachahmer?
Nur bei stabilem Wetter gehen und nur, wenn man sich fit fühlt, wenn man Kondition aufgebaut hat und die Knie auch mitmachen. Denn der steile Abstieg ins Wimbachgries hat es noch einmal in sich. Da darf man in der Konzentration nicht nachlassen. Und immer genügend trinken!


Der Ausblick belohnt für all die Plackerei.
©Annette 
Hast du schon ein neues großes Bergvorhaben?
Jetzt gehe ich erstmal zum Hüttentrekking um den Dachstein und seine drei Gletscher herum. In den Berchtesgadener Alpen möchte ich als Nächstes den Eisberg auf der Reiteralpe besteigen und dann, am liebsten mit meiner Kletterfreundin Karin, den Hochkalter (2.607). Das ist der Nachbarbergstock des Watzmanns und eine ähnlich lange Tour inklusive ewig langem Abstieg und Talhatsch. Zum Einstieg gibt es unterhalb des Blaueisgletschers – das ist der nördlichste Gletscher der Alpen – ein so genanntes „Wandl“, also eine Wand, die man nur kletternd bezwingen kann, ohne Seilversicherung. Das hat mich bisher noch abgeschreckt. Aber Karin wird mir bestimmt helfen, wenn ich da Probleme bekomme. Und wenn ich ihren Ruf wieder nicht höre, na dann gehe ich eben wieder „free solo“ drüber.


Für solche Klettersteige sollte man 
schon ein bisschen in Form sein.
©Annette 
Sagst du noch etwas zu dir?
Ich bin in Passau geboren, das nicht gerade für seine hohen Berge und Steilwände bekannt ist. Ich bin aber schon als Kind gern in die Berge zum Wandern und Skifahren gegangen und seit ich in Berchtesgaden wohne, ist das eine echte Passion geworden.
Ich bin freie Autorin und Lektorin, habe zusammen mit meinem Partner und Co-Autor das Foto-Text-Buch „111 Orte im Berchtesgadener Land, dieman gesehen haben muss“ geschrieben und zwei Kriminalromane, die u. a. in Kiew und in Berchtesgaden spielen: „Hirschgulasch“ (2012) und den Nachfolger „Rehragout“ (2014). Im „Hirschgulasch“ kommt ein Mensch durch einen Höhlensturz zu Tode. Es handelt sich aber nicht um einen Höhlenforscher und die Höhle ist nicht das Riesending im Untersberg, sondern eine bisher unerforschte Höhle im Hohen Göll. Alle drei Bücher sind im Emons Verlag in Köln erschienen.



Mit Kind und Kegel ... äh Esel unterwegs: Eselwandern auf Korsika



Christine Hutterer und Bronco
© Christine Hutterer
Christine Hutterer und ihr Mann haben die Elternzeit auf besondere Weise genutzt: Sie sind mit ihren zwei kleinen Kindern und einem Esel durch Korsika gewandert. Darüber hat sie auch ein Buch geschrieben, das demnächst hier genauer vorgestellt wird. Im Interview erzählt Christine, wie die Idee entstand, wie die reise verlief und was sie Nachahmern mit auf den Weg gibt.


Du beschreibst in deinem Buch „Ist das jetzt der Urlaub?“ deinen Urlaub auf Korsika. Dort bist du mit deinem Mann, euren zwei kleinen Kindern und einem Esel vier Wochen gewandert. Erst einmal ein kurzes Blitzlicht: Wie würdest du den Urlaub mit drei Wörtern zusammenfassen?


Wunderbar, unvergesslich, entschleunigend

Das bisschen Haushalt ...
© Christine Hutterer
Wie kamt ihr auf die Idee, mit einem Esel zu wandern?

Wir wollten gerne eine Reise machen, bei der wir nicht nur im Auto sitzen. Da fingen wir an zu überlegen, was mit den kleinen Kindern, sie waren zu dem Zeitpunkt elf Monate und drei Jahre alt, möglich wäre. Irgendwann fiel mir ein, dass ich im Fernsehen mal einen Beitrag über Eselwandern in Frankreich gesehen hatte. Das erschien uns zwar anfangs sehr absurd und war mehr als Spaß gedacht, aber wir haben uns dann für die Idee begeistert.

Woher kam denn der Esel? Und fiel der Abschied dann schwer?


Das Glück der Erde liegt auch auf Eselsrücken.
© Christine Hutterer
Wir haben lange im Internet recherchiert, wo man denn gut für längere Zeit – wir wollten ja mehrere Wochen unterwegs sein – mit einem Esel wandern kann. Nach vielen Absagen und ungläubigen Antworten („Wart ihr denn überhaupt schon mal in den Bergen????“) fanden wir Dominique auf Korsika. Er sah kein Problem darin, uns einen seiner Esel für mehrere Wochen anzuvertrauen.

Der Abschied von Bronco, so hieß der Esel, war für mich sehr schwer. Ich habe mich sehr mit ihm angefreundet. Valentina, die mit ihren gerade mal drei Jahren immer auf Bronco geritten ist, war auch traurig, aber die Aussicht, dass sie endlich wieder Laufrad fahren kann, hat dann schnell überwogen. Doch manchmal fragt sie auch heute noch, ob wir Bronco mal wieder besuchen.

Faszinierendes Gebirgspanorama auf Korsika
© Christine Hutterer
Wie seid ihr die Planung des Urlaubs angegangen? Welche Bedenken hattet ihr und wie habt ihr euch auf die Reise vorbereitet?


Nachdem feststand, dass wir nach Korsika fahren, haben wir uns Kartenmaterial und Wanderführer besorgt. Wir haben dann grob erarbeitet, in welche Richtung wir gehen könnten, welche Wegbeschaffenheit mit Esel zu meistern ist (Hängebrücken gehören definitiv nicht dazu – davon gibt es aber auf Korsika einige!), welche Distanzen mit den Kindern möglich wären und ob wir eine komplette Zeltausrüstung mitnehmen können. Dann haben wir die Gepäckmenge geplant, denn ein Esel kann nicht mehr als 40 kg tragen und Valentina hatte in voller Montur bereits 18 kg. Daher haben wir die Unterhosen auf der Küchenwaage gewogen und uns auf eine Minimalausstattung (ohne Zelt) beschränkt.

Bedenken hatten WIR überraschenderweise kaum; außer vielleicht, was wir bei Sturheit des Esels machen würden. Unsere Familien und Freunde hatten hingegen sehr viele Bedenken …

Sonnenbad mit Esel
© Christine Hutterer

Hattet ihr Sorge, dass es für eure Kinder zu viel werden könnte? Wie hat es mit den kleinen geklappt?


Natürlich haben wir überlegt, wie es den Kindern wohl ergehen wird. Für uns stand auch immer an erster Stelle, dass es den beiden gut geht und dass sie sich wohlfühlen. Es war ganz klar, dass wir die Wanderung abbrechen, wenn es für die Kinder zu anstrengend ist. Aber es hat fantastisch geklappt! Die beiden waren sehr zufrieden und lustig – sie hatten ja auch die für sie in diesem Alter wichtigsten Menschen immer um sich. Das ist für mich ein wichtiger Lerneffekt gewesen: Den Kindern ist es egal, ob sie am Strand in der Dominikanischen Republik, im perfekt organisierten Kinderhotel auf Mallorca oder eben mit einem Esel im Gebirge sind – Hauptsache sie bekommen Liebe und Zuwendung!

Warum fiel die Wahl auf Korsika?


Nun ja, im Grunde fiel die Wahl auf Korsika, weil uns niemand an anderer Stelle einen Esel für so lange Zeit leihen wollte. Allerdings wollten wir auch gerne nach Korsika, daher hat es sich sehr gut getroffen.

Was war das tollste Erlebnis?
Es gab sehr viele tolle Momente. Mich hat die tolle Landschaft sprachlos gemacht, meine Kinder haben mir mit ihren Sprüchen und Taten Tränen der Rührung in die Augen getrieben, ich habe über die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft gestaunt und gespürt, was man als Familie trotz kleiner Kinder erleben kann.

So weit die Füße tragen ...
© Christine Hutterer

Worauf hättest du gerne verzichten können?


Auf die riesigen Blasen an den Füßen, die mich zwei Wochen lang begleitet haben.






Wie kam es zum Buchtitel?


Christines Buch
© Christine Hutterer
Am zweiten Tag (der erste war so chaotisch, dass wir bereits überlegt hatten, das Handtuch zu werfen) bahnten wir uns unseren Weg durch mannshohe Farnbüsche. Als wir von Spinnweben überzogen wieder aus dem Dickicht auftauchten und uns zu orientieren versuchten, fragte Valentina: „Mama, ist das jetzt der Urlaub?“ Die passende Frage zum passenden Zeitpunkt. Kinder haben dafür ein untrügliches Gespür.

Was empfiehlst du Nachahmern?


Wir sind ziemlich naiv an die Sache herangegangen, was aber auch gut so war, denn sonst hätten wir es wahrscheinlich nicht gemacht. Inzwischen gibt es auch viele Anbieter, die geführte Eselwanderungen im Programm haben oder die einem die Route und die Unterkünfte organisieren. Diese „Light-Variante“ (naja, gehen muss man trotzdem noch selbst) ist sicher etwas stressfreier, als das was wir gemacht haben, aber bestimmt auch eindrucksvoll! Daher würde ich für den Einstieg so etwas empfehlen.

Und natürlich lege ich jedem Eselwanderwilligen mein Buch und meine Webseite www.ist-das-jetzt-der-urlaub.de ans Herz, wo es auch viele praktische Tipps gibt, z. B. eine Packliste. Grundsätzlich würde ich vor allem Eltern, die mit ihren Kindern wandern wollen, empfehlen, sich nicht durch zu viele Wenns und Abers abschrecken zu lassen, sondern sich auf das Erlebnis einzulassen. Dann wird es für alle Teilnehmer schön!

Sagst du noch ein paar Worte zu dir?


Die Reisegruppe
© Christine Hutterer
Ich bin sehr gerne draußen in der Natur und in den Bergen unterwegs – im Sommer wie im Winter. Da ich in München wohne, habe ich zum Glück recht häufig die Gelegenheit, in die Berge zu fahren. Meine Kinder sind – wie wahrscheinlich alle Kinder – noch nicht so wanderbegeistert, aber ich hoffe, dass ich ihnen ein Gefühl für dieses tolle Erlebnis mit auf ihren Lebensweg geben kann.

Mein Studium, die Biologie, habe ich auf etwas untypische Weise zum Beruf gemacht – ich bin freie Medizin- und Wissenschaftsjournalistin. 






Kaisergebirge – seit 50 Jahren Naturschutzgebiet

1963 wurde das Kaisergebirge nach einer Bürgerbefragung zur schützenswerten Natur erklärt. Das 100 Quadratkilometer große Naturschutzgebiet besteht nun seit 50 Jahren. Das atemberaubende Kaisertal zwischen Wildem und Zahmen Kaiser ist bis heute ohne öffentliche Straßenanbindung. Das ist auch gut so, denn so bleiben die Almwiesen der schonenden Landwirtschaft sowie den seltenen Blumen, Farnen und Moosen vorbehalten.




Auf rund 1.000 Kilometern durchziehen Wanderwege das Kaisergebirge und die Gegend rund um Kufstein. Die vielfältige Fauna und Flora ist dabei eine bestaunenswert schöne Besonderheit. Das Naturschutzgebiet wurde vor 50 Jahren eingerichtet, um seltene Pflanzen und Tiere zu schützen. So sind hier zum Beispiel Gämse, Hermelin und Steinadler zuhause. Aber auch der Mensch soll die Möglichkeit haben, zur Ruhe zu kommen.

Wer das Kaisergebirge besucht, braucht sich um eine Flucht aus dem Alltag keine Gedanken mehr zu machen. Die bizarre Kulisse aus spitzen Felsnadeln und grauem Kalkstein des Wilden Kaisers schlägt jeden sofort in seinen Bann. Im Wilden Kaiser wurde und wird Berggeschichte geschrieben. Hier wurde das erste Mal der VII. Schwierigkeitsgrad beim Klettern in den Alpen erreicht. Totenkirchl, Fleischbank und Predigtstuhl sind Namen, in denen der Mythos des Wilden Kaisers nachklingt. Vom Kletterpionier Hans Dülfer bis zum Ausnahmesportler Stefan Glowacz hinterließen Kletterer hier ihre Spuren.

Doch auch Wanderer und Klettersteiggeher erwartet im Kaisergebirge ein Alpenparadies. Man kann Steige aller Schwierigkeitsstufen finden. Besonders malerisch ist eine mehrtägige Hüttenwanderung durch das Naturschutzgebiet, bei der ein Aufenthalt im Stripsenjochaus nicht fehlen sollte. Direkt gegenüber dem Stripsenzahn gelegen, lässt sich hier das Alpenglühen auf 1.577 Metern Höhe genießen.






Maienschnee – Narzissen in Montreux


Endlich ist es wieder so weit: Die Narzissen von Montreux blühen! Jedes Jahr im Mai sind die Schweizer Alpen hier in ein Meer von weißen Narzissen getaucht. Dieses einzigartige Naturschauspiel wird im Volksmund Maienschnee genannt und wird von Einheimischen und Touristen stets sehnsüchtig erwartet. Mit dem Maienschnee hat der Winter ein Ende. Der Schnee ist geschmolzen, die Sonne scheint und die Frühlingsblumen strecken ihre Köpfe aus der Erde. Es ist Frühling in Montreux.

Naturfreunde können die Blütenpracht ganz aus der Nähe bewundern. Viele gut markierte Wanderrouten führen hoch in die Berge. Schon von den einzelnen Bahnhöfen der Eisenbahnlinie „GoldenPass“ weisen Schilder den Weg zu den Bergwiesen und Hängen. Wer lieber in der Gruppe unterwegs ist, kann sich einer geführten Wanderung anschließen. Ob auf eigene Faust oder vom Fremdenführer organisiert: Die Wanderungen eignen sich für die ganze Familie und sind ein Erlebnis.

Die weißen Narzissen hüllen die Berghänge in weißen Blütenschnee.
La-Liana/PIXELIO www.pixelio.de


Bestens informiert
Immer gut informiert ist man mit dem Informationsdienst „Météo des Narcisses“: www.montreuxriviera.com/narcisses. Hier kann man alles über den aktuellen Stand der Narzissenblüte nachlesen. Auf der Karte ist genau verzeichnet, wo die meisten Blüten bereits ihre Kelche geöffnet haben und wo sich das Schauspiel bereits seinem Ende nähert. Fleißige Helfer füttern den Internet-Dienst laufend mit Informationen, sodass die Meldungen aktuell sind. So gewappnet steht der Blütenwanderung in den Schweizer Alpen von Montreux nichts mehr im Wege.

Die Wiesen auf den Höhen der Waadtländer Riviera bei Montreux im Maienschnee: Das ist ein unvergessliches Bild. Die Blüte beginnt auf den Bergwiesen von Glion. Je nach Wetter und Höhenlage folgen dann die Narzissen bei Les Avants, Le Mont-Pèlerin und Caux et Les Pléiades.


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